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1. Orientierende Richtwerte für VES im LZ-EKG

  • < 100 VES/24 h: In der Regel unbedenklich, besonders bei beschwerdefreien Patienten ohne strukturelle Herzerkrankung.
  • 100–1.000 VES/24 h: Leicht erhöht, meist noch ohne Krankheitswert, aber Verlaufskontrolle sinnvoll.
  • > 1.000–10.000 VES/24 h: Moderat erhöht, kann bei Symptomen oder eingeschränkter Herzfunktion behandlungsbedürftig sein.
  • > 10.000 VES/24 h oder > 10 % aller Herzschläge: Hochgradig pathologisch, insbesondere wenn:
    • Symptome wie Palpitationen, Schwindel oder Synkopen bestehen,
    • eine eingeschränkte linksventrikuläre Funktion (EF < 50 %) vorliegt,
    • es Hinweise auf ventrikuläre Tachykardien gibt

🔍 2. Weitere Befundmerkmale mit Einfluss auf die Bewertung

  • Monomorphe VES: Meist harmloser, oft idiopathisch.
  • Polymorphe VES: Können Hinweis auf strukturelle Herzerkrankung sein.
  • Couplets, Triplets, Salven: Erhöhen das Risiko für ventrikuläre Tachykardien.
  • Bigeminus/Trigeminus: Rhythmusmuster mit hoher VES-Frequenz, oft symptomatisch.

💊 3. Therapieentscheidungen

  • Keine Therapie bei asymptomatischen Patienten mit normaler Herzfunktion und < 10.000 VES/24 h.
  • Betablocker oder Kalziumantagonisten bei symptomatischen Patienten ohne strukturelle Herzerkrankung.
  • Katheterablation bei:
    • sehr hoher VES-Last (> 10–15 %),
    • Symptomen trotz medikamentöser Therapie,
    • VES-induzierter Kardiomyopathie.
  • Kardiale Bildgebung (z. B. MRT) empfohlen bei polymorphen VES oder VES mit atypischer Morphologie zur Ausschluss einer strukturellen Erkrankung

Häufige Symptome bei VES

  1. Herzstolpern
    • Das häufigste Symptom. Patienten beschreiben es als „Aussetzer“ oder „unregelmäßigen Schlag“.
    • Ursache: Die eigentliche VES wird meist nicht gespürt, sondern der darauffolgende kräftigere Sinusschlag nach der kompensatorischen Pause
  2. Palpitationen (Herzklopfen)
    • Ein unangenehmes Bewusstsein des Herzschlags, oft bei gehäuften VES oder bei Bigeminus/Trigeminus-Rhythmus.
  3. Kurzatmigkeit oder Luftnot
    • Besonders bei hoher VES-Last oder bei zugrunde liegender Herzschwäche.
  4. Schwindel oder Benommenheit
    • Kann auftreten, wenn die VES die Auswurfleistung des Herzens beeinträchtigen.
  5. Angst oder Unruhe
    • Häufig durch das ungewohnte Gefühl im Brustkorb ausgelöst, nicht selten psychosomatisch verstärkt.
  6. Brustschmerzen oder Druckgefühl
    • Selten, aber möglich – insbesondere bei gleichzeitiger koronarer Herzkrankheit.

 

 

🇺🇸 US-amerikanische Differenzierungen und Richtwerte (Auswahl)

In den USA gibt es spezifische Richtlinien zur Beurteilung und Behandlung ventrikulärer Rhythmusstörungen, die sich teilweise von europäischen Empfehlungen unterscheiden. Die maßgeblichen Empfehlungen stammen von der American Heart Association (AHA), dem American College of Cardiology (ACC) und der Heart Rhythm Society (HRS), insbesondere aus der 2017er Leitlinie zur Behandlung ventrikulärer Arrhythmien und zur Prävention des plötzlichen Herztods

🔹 VES-Belastung (Ventricular Ectopic Burden)

  • < 1% der Gesamtherzschläge: meist als nicht behandlungsbedürftig angesehen.
  • > 10% VES-Last: wird als hochgradig eingestuft und ist mit einem erhöhten Risiko für eine VES-induzierte Kardiomyopathie verbunden.
  • > 20% VES-Last: häufige Indikation zur Katheterablation, insbesondere bei eingeschränkter linksventrikulärer Funktion.

🔹 VES-Morphologie und -Verteilung

  • Monomorphe VES: oft idiopathisch, z. B. aus dem rechtsventrikulären Ausflusstrakt (RVOT).
  • Polymorphe VES: können Hinweis auf strukturelle Herzerkrankung oder Myokarditis sein.
  • Nächtliche Häufung: kann auf vagale Trigger hinweisen.
  • Kopplungsintervall: kurze Intervalle gelten als potenziell arrhythmogen.

🔹 Therapieempfehlungen

  • Keine Therapie bei asymptomatischen Patienten mit normaler EF und niedriger VES-Last.
  • Betablocker oder Klasse-I/III-Antiarrhythmika bei symptomatischen Patienten.
  • Katheterablation empfohlen bei:
    • VES-induzierter Kardiomyopathie,
    • hoher VES-Last (> 10–15%),
    • Therapieresistenz gegenüber Medikamenten.

🔹 Besonderheiten

  • Die US-Leitlinien betonen die Bedeutung der bildgebenden Diagnostik (z. B. kardiale MRT) zur Abklärung struktureller Ursachen.
  • Genetische Tests werden empfohlen bei familiärer Belastung oder Verdacht auf arrhythmogene Erkrankungen (z. B. ARVC, Brugada-Syndrom).